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Jun 11, 2023

interpack 2023

Die meisten Menschen sind Naschkatzen, doch mit dem Trend zu mehr Nachhaltigkeit steigt auch die Nachfrage nach Süßigkeiten mit umweltfreundlicheren Verpackungen. Dadurch entsteht ein großer Druck auf die Süßwarenindustrie, ressourcenschonende Verpackungsverfahren und -materialien einzusetzen. Viele Verpackungshersteller bieten bereits nachhaltige Lösungen für Schokolade, Kekse & Co. an.

Die europäische Süßwarenindustrie ist hinsichtlich Produktion und Export einer der dynamischsten und größten Sektoren. Laut dem europäischen Verband Caobisco produzieren mehr als 12.000 Unternehmen jedes Jahr 14,7 Millionen Tonnen Süßwaren. Weltweit sind die Vereinigten Staaten jedoch laut Euromonitor International der größte Süßwarenproduzent mit einem prognostizierten Umsatz von 264 Milliarden Euro im Jahr 2023 und dem größten absoluten Wachstum in den nächsten fünf Jahren.

Vor allem Schokolade ist bei den Verbrauchern am beliebtesten. Im europäischen Ranking von Chocosuisse im Jahr 2020 liegt die Schweiz mit mehr als elf Kilogramm pro Jahr beim Pro-Kopf-Konsum von Schokolade an der Spitze, gefolgt von Deutschland (9,2 kg), Estland (8,3 kg) und Dänemark (8,2 kg). Laut Euromonitor hatte Estland im Jahr 2022 sogar den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Süßwaren – jeder Einwohner aß statistisch gesehen insgesamt 13,6 kg. Prognosen zufolge wird dieser Trend in dem baltischen Land in den nächsten fünf Jahren noch einmal stark zunehmen.

Eine aktuelle Umfrage der deutschen Online-Plattform Statista zeigt: Frauen essen mehr Süßigkeiten. Im Jahr 2022 gaben rund 34 Prozent der Frauen an, täglich Süßigkeiten oder herzhafte Snacks zu sich zu nehmen. Bei den Männern lag der Anteil bei 23 Prozent. In einer anderen Studie berichtete ein Viertel der Teilnehmer den Marktforschern von POSpulse, dass sie seit der Pandemie mehr Süßigkeiten und Snacks konsumieren.

Nach Angaben des Bundesverbandes BDSI beziehen die Hersteller die wesentlichen Rohstoffe für Süßwaren und Snacks überwiegend aus Deutschland oder der EU. Damit ist die Süßwarenindustrie nicht nur ein wichtiger Partner der deutschen und europäischen Landwirtschaft, sondern trägt durch kurze Transportwege auch zur Ressourcenschonung bei. Natürlich ist auch für die Süßwarenbranche der internationale Handel wichtig. Mit rund 400.000 Tonnen Kakao, dem wichtigsten Rohstoff für Schokolade, verarbeiten deutsche Süßwarenhersteller 10 Prozent der weltweiten Jahresernte. Insgesamt verbrauchen europäische Hersteller laut Caobisco etwa die Hälfte des weltweit verfügbaren Kakaos.

Derzeit steckt die Branche wie viele andere in einer existenziellen Krise: Explodierende Kosten für Energie und Rohstoffe, aber auch Störungen der Lieferketten und die Verfügbarkeit von Rohstoffen treffen kleine und mittelständische Familienunternehmen überproportional. So lag im Herbst 2022 der Kostenanstieg bei Zucker bei 100 Prozent, Butter bei 57 Prozent und Weizen bei 60 Prozent.

„Für unsere Unternehmen führt der enorme Druck durch steigende Kosten dazu, dass sie Produktionsstandorte oder sogar deren Existenz in Frage stellen. Ursache dafür sind nicht nur die stark steigenden Energie- und Rohstoffpreise im Jahr 2022, sondern auch der standortabhängige Unterdruck, der…“ in Deutschland liegt seit langem über dem Durchschnitt. Dazu gehören Lohnausgaben, Steuern und der zunehmende Mangel an Fachkräften“, sagt Dr. Carsten Bernoth, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Süßwarenhersteller (BDSI). „Für unsere Produzenten ist es unmöglich, diese erheblich steigenden Kosten durch Einsparungen oder eine entsprechende Erhöhung der Verkaufspreise zu kompensieren.“

Trotz der Krisen gehört die Süßwarenindustrie zu den umsatzstärksten Branchen der Lebensmittelindustrie; dieses Segment erreicht den vierthöchsten Wert. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Süßwarenmarkt zu den wettbewerbsintensivsten im deutschen Einzelhandel zählt. Und die Branche steht vor neuen Anforderungen.

Insbesondere das wachsende Bewusstsein der Verbraucher für Gesundheit und Umwelt führt zu einer neuen Nachfrage nach zuckerfreien Sorten und umweltfreundlicheren Verpackungen. Für Hersteller von Süßwaren bedeutet das auch, dass sie ihre Verpackungsprozesse flexibler und effizienter gestalten müssen. Der Trend zu automatisierten Produktions- und Verpackungsprozessen nimmt zu und ihre süßen Köstlichkeiten werden immer häufiger in einer nachhaltigen Verpackung geliefert.

Wir haben zum Beispiel die ersten Schokoriegel, die nicht in eine innere Aluminiumfolie eingewickelt sind, sondern lediglich in Karton verpackt sind – da dieser jedoch in direktem Kontakt mit Lebensmitteln steht, muss er beschichtet werden. Der Süßwarenhersteller Fazer verwendet für seine Adventskalender jetzt einen leichten,dispersionsbeschichteten Karton von Metsä Board. Durch die Umstellung auf das neue Material konnte der Kunststoffverbrauch im Vergleich zum bisherigen PE-beschichteten Karton um 1.200 kg pro Jahr reduziert werden, so das Unternehmen. Der Adventskalender ist jetzt auch vollständig recycelbar; Das geringe Gewicht und der effiziente Ressourceneinsatz des neuen Materials reduzieren zudem den CO2-Fußabdruck um ein Viertel.

„Frischfaserkarton bietet die nötige Sicherheit für Adventskalender, insbesondere dort, wo Schokolade und Karton in direkten Kontakt kommen. Unser Dispersionskarton verfügt außerdem über neutrale sensorische Eigenschaften, wodurch der Geschmack der Schokolade lange erhalten bleibt“, sagt Olli Haaranoja , Vertriebsleiter bei Metsä Board.

Schokolade mit hoher Geschwindigkeit verpacken

Eine Leistung von 250 Tafeln Schokolade pro Minute erreicht eine neue Verpackungsmaschine, die Sacmi unter der Marke Carle & Montanari vertreibt. Außerdem werden neue umweltfreundliche Verpackungsmaterialien verarbeitet. Die Maschine ist das Ergebnis eines neuen Ansatzes im Maschinenbau bei Sacmi Packaging & Chocolate, der über traditionelle mechanische Konzepte hinausgeht und es ermöglicht, empfindliche Produkte mit hoher Geschwindigkeit und gleichbleibend hoher Qualität zu verpacken. Die Verpackungsmaschine produziert Schokoladentafeln mit einer Innen- und Außenverpackung, wobei die Innenverpackung an drei Seiten versiegelt ist, während die Außenverpackung aus vorgeschnittenem Karton oder Papier besteht. An der Anlage angebrachte Sensoren überwachen die Verbrauchs-, Arbeitsstunden- und Effizienzindikatoren. Bei Unstimmigkeiten im Verpackungsprozess gibt die Maschine automatisch eine Warnmeldung aus und baut eine Fernverbindung zur Serviceabteilung auf.

Eine neu entwickelte Multistyle-Verpackungsmaschine für Schokoladentrüffel von Sacmi verarbeitet auch umweltfreundliche Folien. Mit einer Top-Twist-Konfiguration verpackt er bis zu 500 Schokoladentrüffel pro Minute, auch empfindliche Produkte oder Produkte mit unregelmäßigen Formen. Sie soll die erste Verpackungsmaschine mit Hybridtechnologie sein und nutzt nicht nur mechanische, sondern auch leistungsstarke, energieeffiziente Servoantriebe. Darüber hinaus ist die Verpackungsmaschine mit Echtzeit-Wartungsfunktionen ausgestattet. Sobald die idealen Einstellungen für jede Bewegung definiert sind, sorgt die Live-Diagnose dafür, dass Abweichungen sofort erkannt werden und Ausfallzeiten vermieden werden können.

Süßwarenverpackungen für die Kreislaufwirtschaft

Verbraucher erwarten zunehmend nachhaltige Verpackungen für Süßwaren. In einem gemeinsamen Projekt haben die interpack-Aussteller Sabic, der Süßwarenhersteller Mars und der Recyclingdienstleister Landbell kürzlich eine flexible Verpackung für einen Snackriegel entwickelt. Das verwendete Monomaterial besteht aus zertifiziertem, zirkulärem Polypropylen aus dem Trucircle-Portfolio von Sabic. Der Kreis beginnt mit der Sammlung gemischter Altkunststoffe, koordiniert von der Landbell-Gruppe. Das gemischte Material wird dann durch einen thermisch-anaeroben Prozess in Pyrolyseöl umgewandelt, das als alternativer Rohstoff für ein neuartiges PP-Polymer dient, das für den Kontakt mit Lebensmitteln geeignet ist. Aus Pellets dieser Substanz stellt der Hersteller Taghleef dann BOPP-Folien her.

In Europa beliebte Schokolade

Laut CAOBISCO, dem Schokoladen- und Süßwarenverband der Europäischen Union, gehört Finnland zu den fünf Ländern mit dem höchsten Schokoladenkonsum in Europa. Nur die Schweiz, Deutschland und Estland konsumieren mehr Schokolade; Großbritannien liegt an fünfter Stelle.

Der nordeuropäische Süßwarenhersteller Orkla hat kürzlich in eine neue Verpackungsmaschine speziell für Schokoladenprodukte mit verschiedenen Faltvarianten von Theegarten-Pactec investiert, um die Verpackungskapazität am finnischen Produktionsstandort Vaajakoski zu erhöhen. Der Investition ging eine längere Testphase voraus.

„Für uns war es die perfekte Gelegenheit, unsere Verpackungsmaschine CHS zunächst unter realen Bedingungen in der Süßwarenproduktion zu testen. Ein endloser Produktstrom, ständiger Betrieb, unterschiedliche Verpackungsmaterialien und Produktqualitäten, Reinigungs- und Wartungsarbeiten im laufenden Betrieb oder auch Schwierigkeiten wie ein Stillstand.“ von Verarbeitungssystemen – es gibt vieles, was eine Simulation nicht vollständig abdecken kann. Letztendlich sind solche Tests unverzichtbar, um einer Neuentwicklung den letzten Schliff zu geben und sie zur Marktreife zu bringen“, sagt Daniel Schibur, Vertriebsleiter bei Theegarten- Pactec.

Neben allgemeinen Funktionstests wurde besonderes Augenmerk auf den zweispurigen Vorschub der Maschine gelegt – eine Spezialität der CHS. Die Herausforderung: Einen Teil der Produkte aus dem endlosen Produktstrom des Hauptbandes in die zweispurige Zuführung des CHS umleiten und gleichzeitig dafür sorgen, dass ein gleichmäßiger Austausch zwischen den beiden Spuren erfolgt. Jede der beiden Zuführbahnen muss kontinuierlich 900 Produkte pro Minute aufnehmen, die dann im Verpackungsprozess zu einem einspurigen Strom von 1.800 Produkten pro Minute zusammengefasst werden. Ein integriertes Kamerasystem und eine effektive Platzierung von Sensoren überwachen nun ständig den Produktstrom, der am Hauptband ankommt. Dadurch ist gewährleistet, dass sich die beiden Produktströme vor der Maschine nicht um mehr als fünf Produkte unterscheiden. Die Maschine lässt sich flexibel auf neun verschiedene Falzarten umstellen: Doppeldrehung, geschützte Drehung, Oberdrehung, Seitendrehung, Stanniolieren, Bodenfaltung, Seitenfaltung, Wienerfruchtfaltung und – derzeit – Kuvertfaltung.

Theegarten-Pactec hat außerdem teilweise das türkische Maschinenbauunternehmen Makrev Packaging übernommen. Das in Istanbul ansässige Unternehmen produziert getaktete Verpackungsmaschinen für Pralinen und Gelees sowie komplette Automatisierungs- und Zuführsysteme. Mit der Übernahme möchte Theegarten-Pactec sein Portfolio ergänzen und Kunden im mittleren Leistungs- und Preissegment, unterhalb der in Dresden gefertigten Hochleistungsmaschinen, gewinnen.

Inspektionssystem für Snacks und Süßigkeiten

Wie überall in der Lebensmittelindustrie sind Fremdkörper in Süßigkeiten oder Snacks absolut unerwünscht. Moderne Inspektionssysteme gewährleisten daher die Sicherheit an heutigen Verpackungsmaschinen.

Ein neues Röntgeninspektionssystem von Mettler-Toledo beispielsweise wurde speziell für die Erkennung von Fremdkörpern in kleinen, einzeln verpackten Snacks und Süßigkeiten bei hohen Produktionsgeschwindigkeiten entwickelt. Es ermöglicht eine kosteneffiziente Inspektion direkt nach dem Schlauchbeutelverpacken oder Versiegeln einzelner Produkte. Das kompakte Inspektionssystem ist mit einem integrierten Auswurfmechanismus ausgestattet und unterstützt den Betrieb bei Bandgeschwindigkeiten bis zu 120 Metern pro Minute. Damit sei es erstmals möglich, die Röntgeninspektion an die hohen Geschwindigkeiten vieler Schlauchbeutel- oder Verschließmaschinen anzupassen, die in der Süßwarenindustrie zum Verpacken einzelner Produkte eingesetzt werden, so der Hersteller. Selbst sehr kleine Fremdkörper werden mit hoher Genauigkeit erkannt. Und da nicht ganze Verkaufseinheiten, sondern einzelne Riegel direkt nach Verlassen der Schlauchbeutelmaschine geprüft und gegebenenfalls ausgeschleust werden, ergeben sich auch Kosteneinsparungen.

Auf der interpack in Düsseldorf vom 4. – 10. Mai 2023 erfahren Fachbesucher mehr über die neuesten Entwicklungen und Trends in der Süßwaren- und Snackbranche. Besonders in den Hallen 1, 3 und 4 stehen innovative Verarbeitungs- und Verpackungsentwicklungen für die Süßwarenindustrie im Fokus. Weitere Informationen: https://www.interpack.com

FOTO: Die modulare Hochleistungsverpackungsmaschine CHS wurde speziell für die schonende Verpackung von Schokoladenprodukten entwickelt. Bild: Theegarten-Pactec

Doris Bünnagel ist nach ihrem Studium der Naturwissenschaften an der Universität zu Köln und einer Ausbildung zur Journalistin am Institut der Deutschen Wirtschaft seit über 20 Jahren für deutsche Verpackungsmedien tätig.

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